Hier findest Du Neuigkeiten zu Zinsentwicklungen, Entscheidungen der Europäischen Zentralbank (EZB) und Inflation. Was Du zum Leitzins und zur Immobilienfinanzierung wissen musst sowie wie sich Inflation ergibt, erfährst Du in unseren Hintergrund-Artikeln.
28. September: BIP-Prognose positiv fürs 4. Quartal, Inflation sinkt deutlich
Es ist ein vergleichsweise „guter Tag“ für alle, die in den vergangenen Wochen und Monaten mit Sorge auf Preise und Konjunktur in Deutschland geblickt haben. Denn die jüngsten Prognosen zum Wirtschaftswachstum sind nicht ganz so düster wie manch einer vielleicht befürchtete. Und: Die Teuerungsrate in Deutschland ging im September stärker zurück als wohl viele erwartet hatten.
Konkret gehen die führenden Wirtschaftsforschungsinstitute in ihrem heute veröffentlichen Herbstgutachten davon aus, dass sich die deutsche Wirtschaft im 4. Quartal wieder etwas fangen wird. Nach einem sehr schlechten dritten Quartal mit einem BIP-Rückgang um ein halbes Prozent, prognostizieren die Experten für Q4 immerhin ein Wachstum von etwa 0,2 Prozent. Eine Rezession in Deutschland wäre damit erstmal vom Tisch. Dafür müsste die Wirtschaft zwei Quartale in Folge schrumpfen.
Zum anderen gab das Statistische Bundesamt heute den vorläufigen Wert der September-Inflation bei 4,5 Prozent an. Das ist ein Rückgang von 1,6 Prozentpunkten zum August und der niedrigste Wert seit März 2022, kurz nach Beginn des Ukraine-Kriegs. Der Grund für die niedrigere Teuerungsrate: Sowohl 9-Euro-Ticket als auch Tankrabatt, Maßnahmen des Entlastungspakets der Bundesregierung, waren im September 2023 bereits wieder ausgelaufen. In diesen Bereichen herrschten also keine „subventioniert“ niedrigen Preise mehr. Wermutstropfen: Lebensmittel sind 7,5 Prozent teurer als vor einem Jahr.
25. September: ifoCast sieht Negativwachstum des BIP im dritten Quartal
Gespannt warten die Öffentlichkeit auf das Herbstgutachten der führenden Wirtschaftsforschungsinstitute und dem darin enthaltenen Wirtschaftsausblick für Deutschland. Unter anderem wegen der anhaltend hohen Inflation gepaart mit steigenden Zinsen, hatte sich das Geschäftsklima in Deutschland deutlich eingetrübt.
Droht Deutschland nun die Rezession? In ihrem Sommergutachten hatte etwa die EU-Kommission Deutschland ein Negativwachstum für 2023 prophezeit. Laut Statistischem Bundesamt verzeichnete die deutsche Wirtschaft im zweiten Quartal 2023 ein Nullwachstum. Für das dritte Quartal schätzt das Münchner ifo-Institut ein Negativwachstum von einem halben Prozent im Vergleich zum Vorquartal. Für eine Rezession müsst das BIP auch in Q4 zurückgehen.
21. September: Tilgunssatz und Kreditsumme bei Baudarlehen gesunken
Das Baufinanzierungsportal Dr. Klein hat beobachtet, dass mit den gestiegenen Baufinanzierungszinsen die finanziellen Spielräume der Verbraucher bei der Immobilienfinanzierung gesunken sind.
- So beträgt die durchschnittliche Darlehenssumme, die Immobilienkäufer aufnehmen, im August 2023 bei rund 288.000 Euro – das sind rund 11.000 Euro weniger als ein Jahr zuvor.
- Darüber hinaus steigt der Anteil KFW-geförderter Darlehen und: Menschen tilgen tendenziell weniger ihre Baudarlehens pro Jahr. Im August 2023 nur noch 1,79 Prozent der Darlehenssumme – das sind 0,4 Prozentpunkte weniger als vor einem Jahr.
Beachte: Zur Tilgung kommen noch die Zinskosten eines Darlehens. Die Kreditrate ist also Tilgung plus Zinskosten und liegt höher. Mehr dazu liest Du im Ratgeber Tilgung.
Der Zins für eine Baufinanzierung mit Zinsbindung für 10 Jahre liegt laut Dr. Klein im August 2023 bei etwa 3,63 Prozent, nach 3,47 Prozent im Mai und 3,3 Prozent im März.
14. September: Aktuelle Zinssätze und Inflationsraten
Zinsen und Inflation im August 2023
14. September: EZB hebt Leitzinsen um weitere 0,25 Prozentpunkte an
Damit steigt der oberste Kreditzins (Hauptrefinanzierungssatz) zum 20. September auf 4,5 Prozent und der für Sparer relevante Einlagenzins auf glatte 4 Prozent. Eine solide Mehrheit habe für die erneute Erhöhung, die insgesamt zehnte seit Juli 2022, gestimmt, so EZB-Chefin Lagarde in der EZB-Pressekonferenz, die am Nachmittag in Frankfurt am Main stattfand.
Die Inflation in Europa lag zuletzt in der Eurozone bei 5,3 Prozent, in Deutschland bei 6,1 Prozent. Das ist weiterhin zu hoch und hatte die Spekulation darüber angeschürt, ob die EZB einen erneuten Zinsschritt wagen würde. Höhere Leitzinsen sollen die Geldnachfrage reduzieren, die Geldmenge senken und so das Preisniveau zeitverzögert verringern. Zuletzt hatten die hohen Zinsen jedoch die Konjunktur speziell in Deutschland geschwächt.
Die EZB-Fachleute rechnen für das verbleibende Jahr mit einer Kerninflation, das ist die Inflation ohne Energie und Lebensmittel, von 5,1 Prozent im Jahr 2023, 2,9 Prozent im Jahr 2024 und 2,2 Prozent im Jahr 2025.
31. Juli: Inflation in Euroland sinkt nur leicht, Dax-Allzeithoch
Die Inflation in der Eurozone ist nach Angaben von Eurostat mit 5,3 Prozent im Juli nur leicht gesunken. Im Juni lag sie noch bei 5,5. Bereits am Freitag hatte das statistische Bundesamt die vorläufige Inflation für Deutschland mit 6,2 Prozent ausgewiesen.
Gründe für die weiterhin hohe Teuerungsrate in Deutschland waren unter anderem weiter steigende Nahrungsmittelpreise sowie eine „Normalisierung“ mancher Preise, die 2022 noch subventioniert waren. Gemeint sind hier etwa das 9-Euro-Ticket oder die Streichung der Energie-Umlage im Juli 2022.
In der Eurozone schlagen sich ebenfalls höhere Lebensmittelpreise, aber mancherorts auch höhere Kosten im Dienstleistungssektor nieder. Allerdings schwanken die länderspezifischen Inflationsraten. Belgien liegt mit einer Inflationsrate von 1,6 Prozent sogar niedriger als das angestrebte Ziel von 2 Prozent, die Slowakei mit mehr als 10-Prozent-Preissteigerung weiterhin deutlich zu hoch.
Mit 5,5 Prozent liegt die Kerninflation in Europa, die Inflation ohne die Preise für Lebensmittel und Energie, weiterhin zu hoch. Ziel der Geldpolitik muss es sein, diesen Inflationsdruck abzuschwächen. Ob die EZB aber im Herbst weitere Zinsschritte unternimmt, steht noch nicht fest.
Pünktlich zur Bekanntgabe der Inflationszahlen in Euroland sprang der deutsche Leitindex Dax auf einen neuen Höchstwert von 16.528 Punkten.
27. Juli: EZB erhöht Leitzins auf 4,25 Prozent
Die Europäische Zentralbank bestätigte in ihrem geldpolitischen Beschluss, was viele bereits erwarteten hatten. Angesichts der weiter hohen Inflation im Euroraum (5,5 Prozent im Juni), erhöhten die Währungshüter erneut die Leitzinsen um jeweils 0,25 Prozentpunkte. Der Hauptrefinanzierungssatz (oberster Kreditzins) steigt damit zum 2. August auf 4,25 Prozent. Der für Sparer relevante Einlagenzins wird auf 3,75 Prozent ansteigen.
Für Sparer macht sich die seit Monaten fortziehende Leitzins-Erhöhung der EZB deutlich bemerkbar. Für 12-monatiges Festgeld bieten schwedische Banken zum Beispiel im Juli 2023 mehr als 4 Prozent Zinsen (Anlage 5.000 Euro).
Allerdings steht bei Wirtschaftsteilnehmern nun die Frage im Raum, wie die EZB künftig verfährt. Sie steckt im Dilemma: Denn einerseits muss sie durch Zinsschritte glaubhaft vermitteln, die Inflation bekämpfen zu wollen; nur so sinken mittelfristig die Inflationserwartungen der Wirtschaft und senken den Preisdruck.
Andererseits riskiert sie durch die hohen Zinsen, dass die europäische Wirtschaft noch mehr erlahmt als zuletzt ohnehin schon. Erst in dieser Woche gab etwa das renommierte Ifo-Institut in München bekannt, dass sich die Stimmung unter deutschen Unternehmen das dritte Mal in Folge verschlechtert hat. Der sog. Geschäftsklimaindex rutschte weiter ab. Auch zeigen Daten, dass sich die Kreditvergabe an Unternehmen und damit die Investitionstätigkeit deutlich abgeschwächt hat; auch der Markt für Immobilienfinanzierungen ist geschwächt.
Anders als es etwa in den USA aktuell den Anschein hat, ist für die Eurozone somit nicht gesagt, ob die EZB eine „weiche Landung“ hinbekommt. Darunter versteht man eine Rückkehr zur angestrebten Inflationsrate von 2 Prozent, ohne dabei die Wirtschaft in eine Rezession zu stürzen.
Wer sich in der heutigen ETB-Ratssitzung Hinweise erhofft hat, wie die EZB im September zu verfahren gedenkt, wurde enttäuscht. Auch auf mehrmalige Nachfrage äußerte sich die EZB-Präsidentin Christine Lagarde nicht, sondern betonte nur, dass die EZB abhängig der dann vorliegenden Daten zu Inflation und Realwirtschaft entscheiden werde.
13. Juli: EZB-Politik wirkt sich spürbar auf Baufinanzierung aus
Die höheren Leitzinsen schlagen sich nun deutlich auf den Baufinanzierungsmarkt in Deutschland nieder. In den vergangenen Tagen berichteten diverse Medien darüber, dass die Deutschen immer weniger Immobilienkredite aufnehmen, bzw. immer mehr Finanzierungen platzen und private Häuslebauer ihre Bauvorhaben fürs Eigenheim absagen.
Laut dem Kreditvermittler für Immobilienkredite, Dr.Klein, lassen sich folgende Trends beobachten.
- Die Deutschen bringen immer weniger Eigenkapital in die Finanzierung ein: Im Juni 2023 waren es 15 Prozent, vor einem Jahr noch 20 Prozent.
- Der durchschnittliche Tilgungssatz bei Darlehen ist so niedrig wie seit 10 Jahren nicht. Er beschreibt, wie viel Prozent des Darlehens Du jährlich abbezahlst. Im Juni liegt er bei 1,84 Prozent. Je niedriger der Tilgungssatz, umso höher und länger ist die Zinsbelastung beim Darlehen.
- Die Deutschen nehmen höhere Summen auf und binden sich kürzer, im Schnitt nur noch 12 Jahre, an Kreditzinsen. Eine kürzere Zinsbindung bedeutet im Allgemeinen günstigere Zinsen.
- Die Nachfrage nach Förderkrediten, etwa die der staatlichen Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW), steigt. Förderkredite sind auch ein Mittel, um bessere Zinskonditionen bei der Bank zu erhalten.
13. Juli: Aktuelle Zinssätze und Inflationsraten
Zinsen und Inflation im Juni und Juli 2023
11. Juli: Inflationsrate in Deutschland steigt, in den USA werden Güter günstiger
In diesen Tagen beobachten wir einen gegenläufigen Trend, was die Entwicklung der Inflationsrate in Europa (Deutschland) und den USA angeht. Während der repräsentative Warenkorb hierzulande im Juni 2023 um 6,4 Prozent teurer war (im Vergleich zum Vorjahr), sank die Teuerungsrate in den USA auf 3 Prozent ab.
Die wieder leicht gestiegene Inflationsrate in Deutschland führt das Statistische Bundesamt auf Einmaleffekte zurück, etwa das 9-Euro-Ticket oder dem Tankrabatt aus dem Juni 2022. Diese Effekte fallen in diesem Jahr weg.
Was die USA angeht, glauben Ökonomen, dass die kontinuierlichen Zinserhöhungen der amerikanischen Notenbank Fed nun Früchte tragen. Die US-Wirtschaft hat es geschafft, ohne eine Rezession durch die Zeit der großen Preissteigerungen zu kommen.
15. Juni: EZB erhöht Leitzinsen um weitere 0,25 Prozentpunkte
Der Ton der EZB ist deutlich: Die Inflation geht zu langsam zurück, die EZB will „entschlossen“ handeln und auf das Ziel der 2%-Marke hinarbeiten. In der Juni-Sitzung erhöhte die europäische Notenbank daher die Leitzinsen um weitere 0,25 Prozent.
- Der oberste Kreditzins (Hauptrefinanzierungszins) steigt zum 21. Juni auf 4 Prozent.
- Der für Sparer wichtige Einlagenzins steigt zum 21. Juni auf 3,5 Prozent.
Die EZB analysiert, dass die bisherigen Zinserhöhungen (…) stark auf die Finanzierungsbedingungen durchwirken und sich allmählich in der gesamten Wirtschaft niederschlagen würden. Und sie beobachtet: „Die Kreditkosten sind stark gestiegen und das Wachstum der Kreditvergabe verlangsamt sich“.
Dennoch gehen die Fachleute davon aus, dass Deutschlands Wirtschaft in den kommenden Jahren wächst. Für 2023 soll das BIP demnach um 0,9 Prozent ansteigen, 2024 und 2025 um 1,5 bzw. 1,6 Prozent.
31. Mai: Inflation in Deutschland gibt nach, Lebensmittelhändler unter Druck
Laut vorläufigen Zahlen des Statistischen Bundesamtes ist die Inflationsrate in Deutschland im Mai 2023 im Vergleich zum April deutlich gesunken. Sie fiel von 7,2 auf noch 6,1 Prozent.
Energie, Lebensmittel und Dienstleistungen verteuerten sich im Vergleich zum Mai 2022 zwar trotzdem noch, aber eben geringer als im Jahresvergleich April 2023 zu April 2022.
Im Monatsvergleich Mai 2023 zu April 2023 rechnet das Statistische Bundesamt mit sinkenden Verbraucherpreisen um geringe 0,1 Prozentpunkte.
Derweil kämpft der Lebensmittelhandel um Umsatz und Margen. Wie das Handelsblatt berichtete, bricht vielen Markenherstellern derzeit der Umsatz weg. Gleichzeitig können sie nicht ohne weiteres Verkaufspreise senken, da dies offenbar zu stark auf ihre Margen drückt. Ein Dilemma. Experten vermuten daher, dass die Lebensmittelpreise nachgeben, aber nur sehr langsam.
30. Mai: Inflation immer noch stärker als Lohnerhöhungen
Im ersten Quartal 2023 gab es so hohe Zuwächse bei den Bruttolöhnen wie noch nie seit 2008: Arbeitnehmer verdienten 5,6 Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Dennoch hatten Verbraucher weniger in der Tasche.
Denn mit 8,3 Prozent Inflation im selbem Zeitraum, ergibt sich unterm Strich ein Verlust beim sog. Nettolohn um 2,7 Prozentpunkte. Die Kaufkraft der Deutschen – also das, was sie wirklich für ihr Geld bekommen – ist zurückgegangen.
Immerhin: In den drei Quartalen vorher, gingen Nettolöhne noch deutlich stärker zurück. Auch, dank der Inflationsausgleichsprämie, dem steuer- und sozialabgabenfreien Bonus, den viele Arbeitgeber an ihre Beschäftigten auszahlten. Die Prämie gibt es noch bis Ende 2024; insgesamt können Arbeitgeber den Beschäftigten 3.000 Euro auszahlen.
24. Mai: 25 Jahre EZB
Am 1. Juni wird die Europäische Zentralbank (EZB) 25. In den Medien „gefeiert“ wird sie bereits heute.
EZB-Chefin Christine Lagarde äußert sich dieser Tage in zahlreichen Interviews und zieht Bilanz eines Vierteljahrhunderts europäische Geldpolitik. Viele Krisen hat die EZB durchstehen müssen, von der Finanzkrise 2008, die in eine Staatsschuldenkrise 2012 mündete, über Corona, bis hin zur heutigen Rekordinflation.
Dass Lagarde in ihren Interviews dennoch optimistisch klingt und kaum Kritik übt, überrascht nicht wirklich. Interessanter fanden wir da, was der erste Notenbankchef, Jean-Claude Trichet, zur aktuellen Situation zu sagen hat. Im Handelsblatt nennt er 3 Gründe, warum wir den Preisdruck nach oben wohl nicht so schnell loswerden.
- Die Globalisierung wird nicht mehr so reibungslos laufen wie bisher. Lokale Produktion ist jedoch teurer.
- Die Schere zwischen Arm und Reich steigt, so dass Gewerkschaften nachhaltig höhere Löhne fordern werden.
- Will Europa seine Klimaziele schaffen, müssen Unternehmen grüner werden. Das kostet sie Geld, was Preise (und Zinsen) weiter steigen lässt.
4. Mai: EZB hebt Leitzinsen geringfügig an
Die Europäische Zentralbank (EZB) gab in der heutigen Pressekonferenz bekannt, die Leitzinsen jeweils um 0,25 Prozentpunkt anzuheben. Damit fällt der Zinsschritt nach oben erstmals seit Monaten etwas geringer aus.
- Der oberste Kreditzins (Hauptrefinanzierungszins) steigt zum 20. Mai auf 3,75 Prozent.
- Der für Sparer wichtige Einlagenzins steigt zum 20. Mai auf 3,25 Prozent.
Die EZB reagierte damit auf die weiter zu hohe Inflation. Besonders achtet sie auf die sog. Kerninflation, das ist die Teuerungsrate ohne Berücksichtigung von Energie- und Lebensmittelpreisen. Diese liegt mit 7 Prozent für Europa weiterhin zu hoch.
Die Gefahr: Wenn Wirtschaftsteilnehmer, also etwa Produzenten und Gewerkschaften, eine siebenprozentige Inflation erwarten, preisen sie dies in ihre Produkte bzw. Lohnforderungen ein. Was die eigentliche Inflation verstärken kann. Ziel der EZB muss es sein, glaubhaft zu vermitteln, dass eine Kerninflation um die 2 Prozent möglich ist.
Zinsen und Inflation im April und Mai
4. April: Statistisches Bundesamt prognostiziert sinkende Inflationsrate im März
Laut dem Statistischen Bundesamt sind die Verbraucherpreise in Deutschland im März 2023 um 7,4 Prozent im Vergleich zum Vorjahr gestiegen (vorläufige Werte). Bestätigt sich der Wert, wäre die Inflationsrate von Februar auf März immerhin um 1,3 Prozentpunkte gesunken.
Den Rückgang erklären die Statistiker durch rückläufige Preise bei Energie und erfolgreiche Maßnahmen des dritten Entlastungspakets des Bundes.
Die Preise für Nahrungsmittel zogen dagegen weiter an und lagen im Vergleich zum März 2023 um gut 22 Prozent höher. Das Statistische Bundesamt spricht von „überdurchschnittlich”.
Zinsen und Inflation im März
31. März: Inflationsrate in Europa sinkt, Kerninflation steigt
Das statistische Amt der EU, Eurostat, geht von einer geringeren März-Inflationsrate für den Euro-Raum aus. Demnach soll die Preissteigerung im Vergleich zum März 2022 bei 6,9 Prozent liegen. Insgesamt geht die Inflationsrate damit zum Februar um 1,6 Prozentpunkte zurück.
Dies sind aber nur bedingt gute Neuigkeiten. Denn Marktteilnehmer glauben (noch) nicht an eine effiziente Inflationsbekämpfung durch die Zentralbank. In vielen Gewerben, etwa im Dienstleistungssektor, speziell im Bereich Hotel und Tourismus hält man an höheren Preisen fest. Auch die Forderung nach höheren Löhnen reißt nicht ab.
Dies spiegelt sich in der sog. Kerninflationsrate wider: Sie berücksichtigt die Preissteigerungen ohne die schwankenden Posten Energie und Lebensmittel. Die Kerninflation war im März mit 5,7 Prozent so hoch wie nie.
21. März: Inflation und drohende Bankenkrise: Wie sieht die Zinsprognose aus?
Zum morgigen Donnerstag treten die neuen EZB-Leitzinsen in Kraft. Der oberste Kreditzins steigt damit auf 3,5 Prozent. In der Ratssitzung von 16. März hatte EZB-Chefin Christine Lagarde nach einer Reihe deutlicher Zinsschritte jedoch keine weiteren angekündigt. Was steckt dahinter?
Die EZB orientiert sich bei ihren Zinsprognosen an der sog. Kerninflation. Diese berücksichtigt vorübergehende Preissteigerungen bei Energie und Lebensmitteln nicht, sondern möchte die Inflationserwartungen der Wirtschaft wiedergeben.
Um die Kerninflation von derzeit 4,6 Prozent weiter zu verringern und als Notenbank glaubhaft zu bleiben, müsste die EZB die Leitzinsen eigentlich weiter anheben.
Allerdings besteht die Sorge, dies könnte nach hinten losgehen. Denn die EZB kann nicht riskieren, die Angst vor einer neuen globalen Bankenkrise zu schüren.
Die Pleite der Silicon Valley Bank (SVB) Anfang März 2023 machte unter anderem deutlich, was deutlich höhere Zinsen in den Bankbilanzen auslösen können. Gerade Staatsanleihen, die viele Banken als Absicherung auf ihren Büchern halten, verlieren bei steigenden Zinsen an Wert. Bei der SVB führte dieser Wertverlust zur Zahlungsunfähigkeit.
16. März: Die EZB hebt Leitzinsen weiter an
Die Europäische Zentralbank (EZB) hat in ihrer alle sechs Wochen stattfindenden Ratssitzung einen erneuten Zinsschritt bekannt gegeben. Zum 22. März steigen alle drei Leitzinsen um weitere 0,5 Prozentpunkte.
- Der neue Hauptrefinanzierungssatz (DER Leitzins), der die Kreditkonditionen am Markt vorgibt, beträgt dann 3,5 Prozent.
- Die Spitzenrefinanzierung (für Banken, die über Nacht Kredite brauchen) steigt auf 3,75 Prozent.
- Und der für die Sparzinsen wegweisende Einlagenzins klettert auf 3 Prozent.
Zuvor hatten so einige Experten spekuliert, dass die EZB ihren Zinsschritt trotz Ankündigungen diesmal ausfallen lassen könnte. Denn die zwischenzeitliche Zahlungsausfall der Silicon Valley Bank (SVB) und die negativen Auswirkungen auf den Bankenmarkt auch hierzulande, hatten bei vielen für Sorge gesorgt. Man fürchtete eine erneute Bankenkrise in Europa.
Dazu heißt es von der EZB: „Der EZB-Rat beobachtet die aktuellen Marktspannungen genau. … Der Bankensektor des Euroraums ist widerstandsfähig: Kapital- und Liquiditätspositionen sind solide. In jedem Fall verfügt die EZB über alle geldpolitischen Instrumente, um das Finanzsystem des Euroraums erforderlichenfalls mit Liquiditätshilfen zu unterstützen …”
14. März: Inflationsrate in den USA gesunken
Während die Zinsen in Europa weiter steigen, die Inflation vergleichsweise hoch bleibt und die Sorge vor einer neuen Bankenkrise die Börsen umtreibt, scheint sich die Situation in den USA zu stabilisieren. Laut dem US Bureau of Labor Statitics ging die Inflation von 6,4 Prozent im Januar auf 6 Prozent im Februar zurück. Das entspricht etwa dem Niveau von Oktober 2021.
Der Rückgang der Teuerungsrate in den USA könnte das erste Anzeichen dafür sein, dass die restriktive Zinspolitik in den USA langsam Früchte zeigt. Unsere amerikanischen Kollegen von Forbes Advisor glauben dennoch: „Der Kampf bleibt auch im Jahr 2023 real.”
Zinsen und Inflation im Februar 2023
2. Februar: EZB-erhöht Leitzinsen um 0,5 Prozent, Januar-Inflationsrate niedriger
Pünktlich zur Bekanntgabe der jüngsten Inflationsraten für Europa, fand sich der Rat der Europäischen Zentralbank (EZB) an diesem Donnerstag ein, um weitere Zinsschritte zu verkünden. So steigen die EZB-Leitzinsen um weitere 0,5 Prozentpunkte. Ab dem 8. Februar liegt der oberste Kreditzins (Hauptrefinanzierungszins) bei 3 Prozent, der für die Sparzinsen relevante Einlagenzins bei 2,5 Prozent.
Fast gleichzeitig gab Eurostat bekannt, dass man für Januar eine Inflationsrate im Euroraum von 8,5 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat prognostiziere. Zuvor lag sie noch bei 9,2 Prozent. Die Prognose der Inflation für Deutschland, zuletzt bei 8,6 Prozent, lässt dagegen auf sich warten. Angeblich habe es Softwareprobleme gegeben.
24. Januar: Niedrigere Inflation in den USA, EZB plant weitere Zinsschritte
In den USA ist die Inflation zuletzt gesunken, von 7,1 Prozent im November auf 6,5 Prozent im Dezember. Das verringert den Druck auf die Notenbank Federal Reserve (Fed), die Leitzinsen weiter zu erhöhen. Börsianer freuen sich: Der Aktienmarkt wie auch Kryptowährungen wie Bitcoin erholten sich.
In Europa sind wir so weit allerdings noch nicht. Wie EZB-Chefin Lagarde auf dem Weltwirtschaftsforum in Davos mitteilte, plane die EZB weitere Zinsschritte. Die Inflation sei nach wie vor viel zu hoch.
Zinsen und Inflation im Dezember 2022
5. Januar 2023: Inflationsrate für Dezember in Deutschland vermutlich niedriger dank Staatshilfe
Wie sehr die Energiepreise derzeit die Inflation prägen, lässt sich gut an der Inflationsrate für Dezember 2022 ablesen. Das Statistische Bundesamt rechnet mit einer Teuerungsrate von 8,6 Prozent zum Vorjahresmonat. Im November waren es noch 10 Prozent.
Was war im Dezember anders? Der Staat übernahm die Heizkosten (Gas und Fernwärme) für den Monat 2022 komplett. Eigenheimbesitzer und Mieter mit eigenem Gaszähler erhielten Geld direkt zurück. Mieter müssen ggf. auf die Rückerstattung warten, bis der Vermieter vermutlich im Herbst die nächste Betriebskostenabrechnung erstellt.
21. Dezember: Ab heute gelten die höheren Einlagenzinsen für Sparer; steigende Zinsen beim Tagesgeld und Festgeld
Die EZB hat zum 21. Dezember die drei richtungweisenden Zinsen für Kredite und Sparanlagen (sog. Leitzinsen) erhöht. Der für Sparer entscheidende Einlagenzins liegt nun bei 2,0 Prozent und damit etwas höher als zuletzt 2007.
Bemerkbar machen sich die höheren Sparzinsen bei Tagesgeld– und Festgeldkonten. Dort zahlen Banken bereits wieder deutlich positive Zinsen. Beim Festgeld liegt das beste Angebot am 21. Dezember beim schwedischen Zahlungsdienstleister Klarna. Wer 5.000 Euro für 12 Monate anlegt, bekommt derzeit 2,73 Prozent Zinsen, das entspricht 136,50 Euro Zinsertrag im Jahr.
Über Plattformen wie Weltsparen können Verbraucher einfach ein Konto im europäischen Ausland eröffnen.
15. Dezember: EZB erhöht Leitzinsen um weitere 0,5 Prozentpunkte, Anleihebestände werden abgebaut
In der letzten Pressekonferenz des Jahres kündigt die EZB einen weiteren Zinsschritt nach oben an. Alle drei Leitzinsen steigen um 0,5 Prozentpunkte. Der oberste Kreditzins (Hauptrefinanzierungssatz) liegt damit ab dem 21. Dezember bei 2,5 Prozent, der Einlagenzins (für Sparer relevant) bei 2 Prozent und der Übernachtzins für eilige Kredite bei 2,75 Prozent.
„Ein restriktives Zinsniveau wird im Laufe der Zeit die Inflation senken, indem es die Nachfrage dämpft, und gleichzeitig dem Risiko vorbeugen, dass sich die Inflationserwartungen dauerhaft nach oben verschieben”, begründet die EZB ihren Schritt.
Zudem will die Notenbank ab März 2023 ihre Anleihebestände reduzieren, auslaufende Anleihen also nicht mehr ersetzen. So entzieht sie dem Markt zusätzlich Schritt für Schritt Liquidität.
Schließlich hat die EZB ihre Inflationsprognose für die kommenden Jahr noch einmal korrigiert. Fachleute gehen von einem langsameren Rückgang aus als zunächst angenommen. So soll die durchschnittliche Inflation 2022 bei 8,4 Prozent liegen, 2023 noch bei 6,3 Prozent, 2024 bei 3,4 Prozent und 2025 bei 2,3 Prozent.
13. Dezember: Sinkende Preise für Immobilien, günstigere Zinsen für die Baufinanzierung
Über die vergangenen Wochen hat das Immobilienportal Immoscout24 sinkende Preise für Kaufimmobilien in den meisten deutschen Großstädten beobachtet. Am meisten seien die Preise in Stuttgart gesunken (minus 10 Prozent), in Berlin waren es immerhin noch vier Prozent.
Der Grund: Die Nachfrage nach Immobilien hat nachgelassen, unter anderem weil die Bauzinsen seit Jahresbeginn drastisch gestiegen waren.
Die ersten Experten wollen nun bereits die Trendumkehr sehen: Denn mit sinkender Nachfrage nach Immobilienfinanzierung sanken zuletzt auch die Bauzinsen. Laut dem Immobilienfinanzier Dr. Klein lag der durchschnittliche Finanzierungszins mit 10-jähriger Zinsbindung Mitte Dezember noch bei 3,12 Prozent; nach rund 3,8 Prozent Mitte Oktober.
Experten erwarten zum Frühjahr weiter sinkende Immobilienpreise und auch Kreditfachleute sehen die Bauzinsen fürs Frühjahr 2023 noch ein Stück weiter sinken. Sinkende Bauzinsen in Verbindung mit sinkenden Immobilienpreisen könnte potenziellen Käufern im kommender Jahr wieder Mut machen.
13. Dezember: Stress bei der EZB, US-Inflationsrate sinkt weiter
An diesem Donnerstag, 15. Dezember 2022, steht die letzte EZB-Ratssitzung des Jahres an. Vermutlich wird EZB-Chefin Christine Lagarde einen weiteren Zinsschritt verkünden. Experten erwarten eine Erhöhung der Leitzinsen um bis zu 0,75 Prozentpunkten. Darüber hinaus könnte Lagarde verkünden, die Anleihebestände abzubauen und dem Markt so weiteres Geld zu entziehen.
Wie das Handelsblatt berichtet, standen Lagarde und der EZB-Chefvolkswirt Philip Lane zuvor in der Kritik. Ihnen wird unter anderem vorgeworfen, dass sie zu lange daran glaubten, die Inflation sei ein vorübergehendes Phänomen. EZB-Direktoriumsmitglied Isabel Schnabel steht hingegen besser da. Sie äußerte bereits vergangenes Jahr Zweifel an der anhaltend lockeren Geldpolitik.
Indessen steuern die USA auf Entspannung zu. Die Inflationsrate ist dort zum fünften Mal in Folge gesunken. Im November 2022 von 7,7 auf 7,1 Prozent. Als Gründe werden unter anderem sinkende Energiepreise genannt, insbesondere der Benzinpreis sei gesunken.
Zuvor hatten die USA Mitte November einen Rückgang der Inflation verkündet. Im Oktober sank sie von 8,1 auf 7,7 Prozent. Am morgigen Mittwoch verkündet die US-Notenbank Fed, ob in diesem Jahr noch ein Zinsschritt folgt oder nicht.
Zinsen und Inflation im November 2022
29. November: Inflation in Deutschland sinkt voraussichtlich leicht auf 10 Prozent
Das Statistische Bundesamt gab heute die vorläufige Höhe der Inflationsrate für November bekannt. Demnach sank die Teuerungsrate überraschend von 10,4 Prozent im Oktober auf 10 Prozent im November.
Zwar seien die Preise für Nahrungsmittel im Vergleich zum Vorjahresmonat mit 21 Prozent überdurchschnittlich gestiegen, heißt es in der Pressemitteilung. „Dagegen gibt es bei den Energiepreisen eine leichte Entspannung. Sie sind dennoch 38,4 % höher als im Vorjahresmonat.“
2. November: US-Notenbank Fed erhöht Leitzins erneut um 0,75 Prozentpunkte
Die US-Notenbank Federal Reserve hat erneut den Leitzins um 0,75 Prozentpunkte angehoben. Damit bewegt sich der oberste Kreditzins des Landes nun in der Spanne zwischen 3,75 und 4 Prozent und liegt auf dem höchsten Niveau seit 2008.
Die Fed machte deutlich, dass sie die hartnäckig hohe Inflation in den USA, zuletzt bei 8,2 Prozent, ernsthaft bekämpfen wolle. Unklar bleibt, ob die Fed nun ihren Schritt verlangsamt. Zwar seien die Inflationserwartungen der Wirtschaft weiter hoch. Das würde für weitere deutliche Zinsschritte sprechen. Doch räumte die Fed auch ein, dass die Geldpolitik meist auch verzögert auf den Markt wirke und man dies berücksichtigen würde.
Zinsen und Inflation im Oktober 2022
31. Oktober: Inflation in der Eurozone steigt auf 10,7 Prozent
Die Marke von 10 Prozent Inflation hat nicht nur Deutschland, sondern jetzt auch die Eurozone gerissen. Die Teuerungsrate stieg im Oktober von 10 auf 10,7 Prozent. Über Europa hinweg ist die Inflation jedoch ungleich verteilt. Die niedrigste Inflationsrate zählt Frankreich mit gut 7 Prozent. Am meisten stiegen die Preise im Baltikum, dort zum Teil über 20 Prozent. Die genauen Länderwerte sind auf Eurostat zu finden.
28. Oktober: Statistisches Bundesamt rechnet mit Inflation von 10,4 Prozent für Oktober
Damit würde die Inflationsrate nochmals höher ausfallen als im September. Damals lag sie bei 10 Prozent, dem höchsten Wert seit 1951. Zuletzt waren vor allem Lebensmittel noch einmal teurer geworden.
27. Oktober: EZB erhöht Leitzins auf 2 Prozent
In der Pressekonferenz der Europäischen Zentralbank (EZB) am 27. Oktober 2022, gaben die Währungshüter bekannt, die Leitzinsen für die Euro-Zone zum dritten Mal in Folge anzuheben. Und wieder ist der Zinsschritt deutlich.
Zum 2. November 2022 wird der Hauptrefinanzierungssatz („der Leitzins“) um 0,75 Prozentpunkte auf 2 Prozent steigen. Der für Sparer relevante Einlagenzins steigt von 0,75 auf 1,5 Prozent. Damit sollten sich auch bald die Konditionen für Tages- und Festgeld verbessern.
Zugleich kündigte die EZB weitere Zinsschritte nach oben ab. Das Ziel sei eine „zeitnahe Rückkehr der Inflation auf das mittelfristige 2 %-Ziel“, heißt es in der Pressemitteilung.
13. Oktober: Inflation in den USA ist im September um 0.1 Prozentpunkte auf 8.2 Prozent gesunken.
Damit hat sich die Teuerungsrate in den USA stabilisiert, während sie in Deutschland und im Euroraum im September auf den Rekordwert von 10 Prozent angestiegen war.
10-jährige Bauzinsen sind in einem Monat um mehr als einen halben Prozentpunkt gestiegen, auf jetzt über 3,5 Prozent. Die Branche berichtet daher, nicht überraschend, über einen Rückgang der Baufinanzierungen in Deutschland. In den meisten Großstädten, darunter München und Frankfurt, beobachten wir sinkende Immobilienpreise.
Zinsen und Inflation im September 2022
29. September 2022: Vorläufige September-Inflationsrate für Deutschland bei 10 Prozent, Rezession im Winter
Das Statistische Bundesamt gab heute bekannt, dass die vorläufige Inflationsrate im September 2022 bei 10 Prozent liegt. Das ist die höchste Teuerungsrate seit der Wiedervereinigung. Und ein Anstieg um 2,1 Prozentpunkte im Vergleich zum August.
Gleichzeitig gaben die vier führenden deutschen Wirtschaftsforschungsinstitute ihr Herbstgutachten heraus. Sie gehen von einem negativem Wirtschaftswachstum für die kommenden drei Quartale aus. Das würde bedeuten, dass Deutschland in der Rezession überwintert.
Die Europäische Zentralbank (EZB) gibt am 27. Oktober ihr weiteres Vorgehen bekannt. Währenddessen diskutiert die Politik über weitere Entlastungen für Verbraucher.
21. September 2022: Fed beschließt dritten Zinssprung in Folge
Die US-Notenbank Federal Reserve (Fed) hat zum dritten Mal in nur wenigen Monaten die Leitzinsen erhöht. Wie bereits Ende Juli 2022, beschloss die Fed eine Anhebung um 0,75 Prozentpunkte auf eine Spanne von nun 3 bis 3,35 Prozent. Zuvor hatte man deutlich gemacht, die hohe Inflation nachdrücklich bekämpfen zu wollen und eine leichte Rezession in Kauf zu nehmen.
8. September 2022: EZB erhöht Leitzinsen deutlich
Auf ihrer Sitzung am Donnerstag, den 8. September, verkündete die Europäische Zentralbank (EZB) eine deutliche Erhöhungen der drei Leitzinsen um jeweils 0,75 Prozent.
Zum 14. September steigen damit
- der Hauptrefinanzierungssatz (oberster Kreditzins) von 0,5 auf 1,25 Prozent,
- der Spitzenrefinanzierungssatz (Über-Nacht-Kredit) von 0,75 auf 1,5 Prozent und der
- der Einlagenzins, zu dem Banken Geld bei der EZB parken können, von null auf plus 0,75 Prozent.
Es ist der größte Zinsschritt in der Geschichte der EZB.
Vorangegangen war eine Rekordinflation von 9,1 Prozent für die Euro-Zone. Bereits Ende August hatte EZB-Direktoriumsmitglied Schnabel auf der Notenbankkonferenz von Jackson Hole deutlich gemacht, dass ein kraftvolles Handeln notwendig sei, um die Inflationserwartungen der Wirtschaftsteilnehmer wieder in den Griff zu bekommen. Heißt: Viele Unternehmen erhöhen Preise allein deshalb, weil sie von weiter steigenden Beschaffungskosten und anderen Preissteigerungen ausgehen. Das würde einen Teufelskreis in Gang setzen.
Ökonomen erwarten, dass der drastische Zinsschritt, der letztlich auch die Glaubwürdigkeit der EZB unterstreichen soll, sich negativ auf das Wirtschaftswachstum und Konjunktur auswirkt. In der EZB-Pressemitteilung heißt es, Fachleute würden ein Wachstum von 3,1 Prozent für 2022, von 0,9 Prozent für 2023 und von 1,9 Prozent für 2024 erwarten.
6. September 2022: Vorläufige Inflationsrate August bei 7,9 Prozent für Deutschland, 9,1 Prozent für die Euro-Zone
Nach einer kurzen Verschnaufpause, legt die Inflation im Monat August wohl wieder zu. Das Statistische Bundesamt geht von einer Inflationsrate von 7,9 Prozent für Deutschland aus. Was die EU angeht, rechnet man erstmals mit dem Überschreiten der 9-Prozent-Marke.
Zinsen und Inflation im August 2022
Nach einem Rückgang der Bauzinsen sind diese zuletzt doch wieder geklettert. Für Darlehen mit einer zehnjährigen Zinsbindung werden laut Immobilienfinanzierer Dr. Klein momentan wieder knapp 3 Prozent aufgerufen. Sollte die EZB am 8. September die Leitzinsen deutlich erhöhen, sind weiter steigende Bauzinsen möglich.
25. August 2022: Notenbanker beschließen härteres Vorgehen gegen Inflation; 1 Euro kostet weniger als 1 Dollar.
Wie jedes Jahr trafen sich die Top-Notenbanker der Welt im amerikanischen Jackson Hole, um über die gesamtwirtschaftliche Lage zu diskutieren. So deutlich wie nie haben sich unter anderem der Chef der amerikanischen Notenbank Jerome Powell und EZB-Vertreter, die Chefs der Schweizer und britischen Notenbank, dafür ausgesprochen, die anhaltend hohe Inflation zu bekämpfen.
Was die EU angeht, halten es Insider für möglich, dass auf der nächsten EZB-Ratssitzung am 8. September ein deutlicher Zinsschritt von vielleicht 0,75 Prozentpunkten verkündet wird. Dafür nehme man nun offenbar auch das Risiko in Kauf, dass die Wirtschaft in eine Rezession verfalle. Zum ersten Mal war auch das Wort gefallen, die anhaltend hohe Inflation sei „unterwartet“.
Seit dem 23. August bereits fiel der Euro unter die sogenannte Parität, kostete also weniger als einen Dollar.
1. August 2022: Vorläufige Inflationsrate Juli bei 7,5 Prozent, Schere bei den Notenbankzinsen wird größer
Zum 27. Juli trat die Leitzinserhöhung der EZB in Kraft, gleichzeitig gab die US-Notenbank Fed den Startschuss für höhere Leitzinsen. Die Schere hat sich insgesamt ausgeweitet. Den Euro hat dies zuletzt aber nicht mehr weiter geschwächt. Am 29. Juli ist der Preis für einen Euro 1,0198 US-Dollar. Die Bauzinsen sind zuletzt leicht gesunken, von über drei zurück auf knapp 2,7 Prozent.
Zinsen und Inflation im Juli 2022
29. Juli 2022: Haben Bauzinsen ihren Deckel erreicht?
Ende Juni lagen die zehnjährigen Finanzierungszinsen für Immobilien noch bei mehr als drei Prozent. Einen Monat später, Ende Juli, beobachtet der Finanzierungsvermittler Dr. Klein Zinsen von 2,63 Prozent. Ein Rückgang um fast einen halben Prozentpunkt. Was geschah?
Die EZB hatte in der Zwischenzeit ihre Ankündigung wahrgemacht und Leitzinsen erhöht. Dies beendete die Spekulation bzw. Unsicherheit der Marktteilnehmer über künftige Zinsschritte.
Experten weisen zudem darauf hin, dass die Unsicherheit über steigende Energiepreise und den andauernden Russland-Ukraine-Konflikt die Nachfrage nach Bundesanleihen befeuert hat. Die Renditen sind gesunken, damit auch die Pfandbriefe, was wiederum Auswirkungen auf die Bauzinsen habe.
28. Juli 2022: Inflation in Deutschland sinkt auf 7,5 Prozent, US-Notenbank Fed hebt die Zinsen weiter an
Die vorläufige Inflation für Deutschland sinkt im Juli weiter leicht von 7,6 auf nun 7,5 Prozent. Damit ist sie immer noch deutlich zu hoch, doch womöglich ist der Preisdruck nach oben etwas gedämpft.
Dagegen liegt die US-Inflation mit 9,1 Prozent deutlich höher. Und US-Notenbankchef Jerome Powell fand einen Tag zuvor, am Mittwoch, deutliche Worte: Er wolle die Inflation zurück zu ihrem Zwei-Prozent-Ziel bekommen. Die Fed sei mit ihrer Politik „noch lange nicht am Ziel“.
Die Fed erhöhte den Leitzins um weitere 50 Basispunkte auf 2,25 Prozent und bis zum Jahresende könnten weitere Zinsschritte folgen. Erste Ökonomen sprachen bereits Bedenken aus, dass die US-Wirtschaft einen so deutlichen Zinsanstieg nicht verkraften könne.
Liegen die federführenden Kreditzinsen zu hoch, dämpft das den Investitionswillen von Unternehmen und den Konsum der Sparer. Der Wirtschaft droht dann oft die Rezession.
Auch für Deutschland fürchten erste Experten eine Woche nach der Zinserhöhung der EZB eine Rezession. Die Wirtschaftsleistung (BIP) stagniere bereits. Deutschland sei das „Sorgenkind Europas“, titelte etwa der Tagesspiegel.
21. Juli 2022: EZB hebt alle drei Leitzinsen um 0,5 Prozent an
Das kam überraschend für viele: In der heutigen Pressekonferenz verkündete EZB-Chefin Christine Lagarde eine Erhöhung aller drei Leitzinsen um einen halben Prozentpunkt, gültig ab 27. Juli 2022. Zuvor war stets die Rede von einem Zinsschritt um ein viertel Prozent gewesen. Im Detail:
- Der Hauptfinanzierungssatz, der Banken als Orientierung fürs Geldverleihen dient, steigt von null auf 0,5 Prozent. Der Hauptrefinanzierungssatz ist also so etwas wie der oberste Kreditzins.
- Der Spitzenrefinanzierungssatz steigt von 0,25 auf 0,75 Prozent. Er gibt an, wie viel Banken der EZB zahlen, wenn über Nacht Geld benötigen, um zahlungsfähig zu bleiben.
- Der Einlagensatz steigt von minus 0,5 auf null Prozent. Haben Banken Geld übrig, können sie es nun wieder kostenlos bei der EZB parken.
Für Verbraucher bedeutet das: Kredit- und Bauzinsen werden weiter deutlich steigen, eine Immobilienfinanzierung wird immer schwieriger. Dafür dürften Strafzinsen auf Girokonten auch für größere Guthaben bald flächendeckend abgeschafft werden. Sparzinsen, etwa für Festgeld, steigen bereits jetzt wieder an.
13. Juli 2022: USA melden Rekord-Inflation, 1 Euro ist gleich 1 Dollar
Um 9,1 Prozent stiegen die Preise in den USA im Juni 2022, im Vergleich zum Juni 2021. Das übt weiteren Druck auf die Notenbank Fed aus: Sie muss nun eigentlich die Zinsen weiter anheben. Dann aber droht vielleicht auch den USA eine Rezession. Die Börsen reagierten besorgt. Alle wichtigen Indizes in den USA, aber auch der Dax in Deutschland, gaben nach.
Bereits seit einigen Tagen gibt auch der Euro gegenüber dem US-Dollar deutlich nach. Wir sind bei der berühmten Parität angelangt: Ein Euro ist gleich ein Dollar. Gründe dafür sind, dass trotz hoher Inflation und dem Risiko von Rezession Investoren die USA offenbar als den besseren, weil ggf. robusteren Markt ansehen. Zudem liefern US-Anleihen höhere Zinsen als europäische. Beides lässt die Nachfrage nach Dollar steigen.
29. Juni 2022: Vorläufige Inflationsrate Juni bei 7,6 Prozent
Für Juni 2022 geht das Statistische Bundesamt erstmals seit Monaten von einem Rückgang der Inflationsrate für Deutschland aus. Die Teuerungsrate soll noch 7,6 Prozent betragen. Es fehlen allerdings noch genauere Informationen. Möglicherweise machen sich Tankrabatt und 9-Euro-Ticket als Teil des Entlastungspakets der Bundesregierung bemerkbar.
Im Mai lag die Inflation noch bei 7,9 Prozent. Ökonomen sind sich noch uneins darüber, ob mit der geringeren Inflation im Juni der Höhepunkt der Preissteigerungen nun überschritten ist.
Zinsen und Inflation im Juni 2022
28. Juni 2022: EZB tagt im portugiesischen Sintra
Bei der EZB-Jahreskonferenz im portugiesischen Sintra bekräftigte EZB-Chefin Lagarde die Entscheidung, die drei Leitzinsen ab 21. Juli um jeweils 0,25 Prozentpunkte zu erhöhen. Sie bestätigte auch, dass es ab September weitere Zinsschritte geben könne, je nachdem, wie sich die Inflationsaussichten bis dahin entwickelten.
Im Blick hat die EZB in dem Zusammenhang
a) den Dienstleistungssektor, dort setzten sich steigende Preise am hartnäckigsten fest
b) den Arbeitsmarkt, dort beobachte man einen zunehmenden Druck hin zu Lohnsteigerungen
c) den Konsum, der u.a. deshalb wieder zunehmen könnte, weil Menschen nun Konsum nachholen bzw. der Konsum von Dienstleistungen erst jetzt wieder möglich sei.
Angesichts steigender Renditen von europäischen Staatsanleihen warnen erste Ökonomen bereits vor einer Euro-Krise wie im Jahr 2012. Lagarde verwies hier allerdings auf das zentrale Mandat der EZB: Preisstabilität.
„Die Normalisierung unserer Geldpolitik wird natürlich zu einem Anstieg der risikofreien Zinssätze und der Renditen von Staatsanleihen führen. Und da die Staaten des Euroraums von unterschiedlichen Haushaltspositionen ausgehen, kann dies auch zu einem Anstieg der Spreads führen. Um die ordnungsgemäße Übertragung unseres geldpolitischen Kurses auf das gesamte Euro-Währungsgebiet zu gewährleisten, müssen wir jedoch sicherstellen, dass diese Preisanpassung nicht noch verschärft wird”, so die EZB-Chefin
16. Juni 2022: Steigende Anleiherenditen, EZB berät über neues „Instrument“
Nachdem die EZB auf ihrer Sitzung am 9. Juni angekündigt hat, ab 1. Juli keine europäischen Staatsanleihen mehr anzukaufen, steigen die Renditen für Staatspapiere in Europa noch einmal deutlich. Bereits zuvor waren sie bereits moderat, aber stetig angestiegen. Die höheren Zinsen kann man wie einen Risikoaufschlag verstehen: Jetzt, da die EZB nicht mehr sicherer Abnehmer der Anleihen ist, fordern Investoren einen Ausgleich für das steigende Risiko, dass vor allem finanziell angeschlagene Staaten die Anleihen später nicht mehr zurückzahlen könnten.
Die Rendite, die Investoren für eine italienische Zahnjahresanleihe fordern, ist mittlerweile bei fast vier Prozent angekommen. Zum Vergleich: Im Januar 2022 lag die Rendite noch bei 0,93 Prozent. Investoren fordern heute also einen mehr als vierfachen Risikoaufschlag. In anderen Ländern Südeuropas sieht es ähnlich aus. Auch die Rendite der deutschen 10-jährige Staatsanleihe stieg auf 1,75 Prozent. Anfang des Jahres war sie noch negativ.
Der EZB-Rat kam angesichts dieser Entwicklungen zu einer außerordentlichen Sitzung zusammen und unterstrich die Absicht, man wolle für den Zusammenhalt der Eurozone sorgen. Man berate nun über ein geeignetes neues „Instrument“, um eine „Fragmentierung“ der Währungszone zu verhindern. Also: Anleiherenditen dürften keinesfalls wieder in absurde Höhen schießen wie noch 2012. Sie sollten so wenig wie möglich (spekulationsbedingt) auseinanderklaffen.
Was die EZB konkret vorhat, blieb aber unklar.
15. Juni 2022: Fed erhöht Leitzins drastisch, der Euro verliert
Die US-Notenbank Fed hat am 15. Juni 2022 bekanntgegeben, dass sie den Leitzins um weitere 0,75 Prozentpunkte anheben will, auf einen Korridor von 1,5 bis 1,75 Prozent. Das ist der größte Zinsschritt seit 1981. Somit geht trotz der angekündigten moderaten Zinserhöhung der EZB vor einer Woche die Zinsschere zwischen der EU und den USA weiter auf.
Das lässt auch den Wechselkurs nicht unberührt. Im Verlauf von einem Jahr verlor der Euro gut 14 Prozent. Am 15. Juni war ein Euro noch 1,04 US-Dollar günstig. Im Juni 2021 musste man noch 1,21 US-Dollar für einen Euro bezahlen.
9. Juni 2022: EZB will Leitzins im Juli von null auf 0,25 Prozent anheben
Angesichts der hohen Inflation und – wichtiger noch – anhaltenden Erwartungen der Wirtschaft über steigende Preise, macht die EZB den ersten Schritt hin zu einer „Normalisierung“ der Geldpolitik. Zum 1. Juli will sie ihr Anleihekaufprogramm, das sie zügig nach der Finanzkrise aufgelegt hatte, einstellen. Zusätzlich will sie auf der Ratssitzung am 21. Juli bekanntgeben, den sog. Leitzins das erste Mal seit 2008 wieder anzuheben: von null auf 0,25 Prozent.
Weitere Leitzinsen, der Einlagenzins und der Spitzenrefinanzierungssatz bleiben unverändert. Insbesondere bleibt damit also der Übernachtzins (Einlagenzins) fürs erste negativ bei 0,5 Prozent. Damit dürfte auch erst einmal der Strafzins bei den meisten Banken bestehen bleiben.
Die EZB behielt sich weitere Zinsschritte fürs weitere Jahr vor. Sie stellte in Aussicht, den Leitzins im September weiter anzuheben, auf 0,5 Prozent. Das aber nur, falls die mittleren Inflationsaussichten unverändert blieben.
31. Mai 2022: Mehrere Banken verzichten auf Negativzinsen
Das Handelsblatt beruft sich auf das Vergleichsportal Verivox und vermeldet, dass insgesamt neun Banken zuletzt auf Negativzinsen verzichten: Sieben Banken hätten ihre Freibeträge deutlich erhöht, zwei regionale Banken die Strafzinsen sogar schon ganz abgeschafft. Bereits Mitte Mai sorgte die Ankündigung der größten Direktbank Deutschlands, der ING, für Schlagzeilen. Ab 1. Juli verlangt die Bank das sogenannte Verwahrentgelt von –0,5 Prozent nur noch ab Einlagen in Höhe von einer halben Million Euro. Zuvor waren es 50.000 Euro.
31. Mai 2022: Vorläufige Mai-Inflation liegt vor. Bauzinsen ziehen deutlich an
Die vorläufige Inflationsrate für Mai wird bekanntgegeben. Sie liegt nochmal einen halben Prozentpunkt über der April-Inflation bei 7,9 Prozent. In der gesamten Euro-Zone steigt die Inflation sogar auf 8,1 Prozent an.
Gleichzeitig machen die Immobilienzinsen einen Sprung nach oben: Laut dem Kreditvermittler Dr. Klein liegt der Effektivzins für Immobilienfinanzierungen mit 10 Jahren Zinsbindungen mittlerweile bei 2,61 Prozent – das sind 0,9 Prozentpunkte mehr als im März (Daten der Bundesbank liegen noch nicht vor).
Während es zwischendurch schwer war, bei regionalen Banken überhaupt noch Kredite für eine Immobilienfinanzierung zu bekommen, dreht sich die Lage nun. Unserer Recherche nach ziehen Verbraucher aktuell eher ihre Finanzierungsanfragen zurück. Viele können sich die teuren Immobilien nicht mehr leisten.
Zinsen und Inflation im Mai 2022
23. Mai: EZB-Chefin Lagarde stellt Abschaffung der Negativzinsen in Aussicht
Laut EZB-Chefin Lagarde könnte die Phase der negativen Einlagenzinsen (einer der drei Leitzinsen der EZB) bis zum Spätsommer Geschichte sein. „Basierend auf unserem bisherigen Ausblick, befinden wir uns wahrscheinlich in einer Position, aus den negative Zinssätze bis zum Ende des dritten Quartals auszusteigen“, schrieb Lagarde in einem Blogbeitrag auf der EZB-Website.
Mit „Position” meint Lagarde, dass mittlerweile die Inflationserwartungen der Wirtschaft deutlich positiv sind. Man müsse nicht länger über ultralockere Geldpolitik die „disinflationären Dynamiken” [also eine stagnierende Wirtschaft mit rückläufigen Preisen, Anm. der Redaktion] des vergangenen Jahrzehnts bekämpfen. Eine Normalisierung der Geldpolitik sei daher angebracht.
Wenn sich die [Kern-]Inflation [ohne Angebotsschocks bei Energie und Lebensmitteln, Anm der Red.] mittelfristig bei 2 Prozent stabilisiere, „ist eine schrittweise weitere Normalisierung der Zinssätze in Richtung des neutralen Zinssatzes angebracht“, so Lagarde. Mit neutralem Zinssatz ist der Zins gemeint, bei dem die Wirtschaft gerade noch nicht gebremst wird.
Laut Lagarde könnten das Tempo und der Gesamtumfang der Zinsanpassung jedoch nicht vorab bestimmt werden. Der Euro erholte sich nach Veröffentlichung des Blogeintrags weiter und stieg auf 1,066 Dollar.
11. Mai: April-Inflation in Deutschland bei 7,4 Prozent
Das Statistische Bundesamt hat seine Prognose zur Inflation in Deutschland bestätigt. Mit 7,4 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum liegt die Teuerungsrate bei den Verbraucherpreisen so hoch wie nie. Gründe für die hohe Inflation sind die hohen Preise für Öl-, Gas und Sprit sowie für bestimmte Lebensmittel. Auch Lieferengpässe als Folge der Corona-Krise sind dafür verantwortlich, dass Elektroteile und Baustoffe deutlich teurer sind als zuvor.
4. Mai 2022: EZB-Direktorin Schnabel spricht über mögliche Zinserhöhungen und Kerninflation
Im Handelsblatt erschien ein Interview mit der EZB-Direktorin Isabel Schnabel, in dem sie nach den Worten der Zeitung „die Zinswende ankündigt“. Sie sagt, dass die sich die hohe Inflation in den Erwartungen der Menschen nicht festsetzen dürfe. „Jetzt reicht es nicht mehr zu reden, wir müssen handeln“.
Schnabel spricht von einer Anhebung der Zinsen bereits im Juli 2022 – nach Auslauf des Anleihekaufprogramms. Zunächst dürfte es aber um den negativen Einlagenzins gehen, der auch den Sparzins für uns Verbraucher beeinflusst.
Für Zinserhöhungen gäbe es Spielraum nach oben, den man liege noch weit vom sogenannten neutralen Zins entfernt, „also dem Punkt, ab dem die Wirtschaft gebremst wird.“
4. Mai 2022: US-Notenbank Fed beschließt Erhöhung der Leitzinsen auf 0,75 – 1 Prozent.
Wenn es um Erhöhung der Leitzinsen von Seiten der Notenbanken geht, schaut Europa auch immer auf die Federal Reserve (Fed), das US-Pendant zur Europäischen Zentralbank (EZB). Aus den Protokollen (sogenannte Minutes) der Fed-Sitzung vom 3. und 4. Mai geht hervor, dass die Fed die Leitzinsen um 0,5 Prozentpunkte (50 Basispunkte) erhöhen wird. Der neue Zinskorridor, zu dem sich Banken über Geld von der Notenbank leihen können, beträgt ab dem 5. Mai 0,75 – 1 Prozent. Erstmals hatte die Fed die US-Leitzinsen im März erhöht und weitere Zinsschritte für das Jahr 2022 angekündigt.
10. März 2022: EZB passt Inflationsziele an und erwägt Straffung der Geldpolitik
Es ist die erste EZB-Pressekonferenz nach Beginn des Angriffs Russlands auf die Ukraine. Die Notenbank passt ihre Inflationserwartungen an. Aufgrund der kriegerischen Auseinandersetzung rechne man vorübergehend mit höheren Inflationsraten. Mittelfristig sollte diese aber etwa das gesetzte Ziel von 2 Prozent erreichen.
Konkret prognostiziert die EZB die Inflation auf 1,9 Prozent in 2023 und auf 2,1 Prozent in 2024. Die Nettokäufe von Anleihen könne man daher von 40 Milliarden Euro im April bis auf 20 Milliarden Euro im Juni absenken. Im dritten Quartal sollten die Anleihekäufe dann ganz auslaufen. Anpassungen der Leitzinsen [nach oben, Anm. der Red.] würden „einige Zeit“ nach dem Ende der Nettokäufe „schrittweise“ erfolgen.
Zinsen und Inflation im März 2022
Januar 2022: EZB plädiert weiter für lockere Geldpolitik
Nachdem aus den USA die ersten Signale durchdrangen, dass die US-Notenbank Fed 2022 die Leitzinsen gleich in mehreren Schritten erhöhen könnte, positionierte sich EZB-Chefin Christine Lagarde dagegen. Die Europäische Zentralbank müsse „geldpolitisch nicht so aggressiv vorgehen, wie es die US-Notenbank Fed voraussichtlich tun werde“, sagte sie Ende Januar dem französischen Radiosender France Inter. Zuvor hatte die EZB die Inflation als vorübergehendes Phänomen bezeichnet. Der Pandemie geschuldete Einmaleffekte würden ausgeglichen. Man wolle aber das in der Pandemie aufgelegte Sonder-Anleihekaufprogramm bis März auslaufen lassen.
Zinsen und Inflation im Januar 2022
Author: Rachel Robinson
Last Updated: 1702992603
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