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Bessere Behandlungen durch verbesserte Aufnahmen?


Der neueste MRT-Scanner liefert noch präzisere Bilder aus dem Körperinnern – doch welchen Nutzen bringt das den Patienten?

Schärfer, schneller, besser:  Die Techno-Leistungsspirale dreht sich auch in der medizinischen Bildgebung immer weiter. Eine neue Generation von sogenannten Ultrahochfeld-Magnetresonanz-Tomographen verspricht noch bessere Bilder: durch höhere magnetische Spannung oder "Feldstärke" - gemessen in Tesla. Der etablierte 3-Tesla-Standard wird nun ergänzt durch das erste 7-Tesla-MRT, das für die routinemäßige klinische Anwendung zertifiziert ist.

Superscanner im Test

VIDEO: Bessere Bilder, auch bessere Therapien?
Eggi Ghei

Physiker und Mediziner in Erlangen und Würzburg testen aktuell das "Magnetom Terra" von Siemens: ein Koloss mit 16-Tonnen-Magnet. Aber hält die Darstellung von Gewebestrukturen, Gefäßen und Stoffwechselvorgängen auch das, was der Hersteller verspricht? Ein 7-Tesla-MRT kostet erheblich mehr als ein etabliertes 3-Tesla-Gerät. Jedes Tesla Feldstärke schlägt mit etwa eine Million Euro Kosten beim Verkaufspreis zu Buche, so eine grobe Faustregel. Technisch geboten wird dafür unter anderem:

  • Besseres Signal-Rausch-Verhältnis
  • Stärkerer Gewebekontrast
  • Höhere räumliche und spektrale Auflösung
  • Erfassung metabolischer, also stoffwechselbedingter Prozesse

Doch bringen bessere Bilder automatisch auch bessere Therapien? Der Radiologe Prof. Michael Uder zögert bei der Antwort, ebenso wie die Physikerin Prof. Laura Schreiber.

Gehirn mit Magnetresonanztomografie (Foto: SWR, Pressebild MPI -)

Noch ist umstritten, welchen Mehrwert noch präzisere Bilder liefern können SWR Pressebild MPI -

Herausforderung Herzbildgebung

VIDEO: Fotografieren lernen - 10 Tricks für bessere Fotos in 15 Minuten
Lars Poeck

In Würzburg dreht sich alles um das Herz. Das Organ ist ein schwieriger Akteur für das MRT: es liegt tief im Körper und bewegt sich permanent. Das Team um Prof. Laura Schreiber erhofft sich präzisere Informationen bei Herzinfarkten und Herzinsuffizienz. Das 7-Tesla-MRT verspricht einiges:

  • Es ermöglicht eine präzisere Darstellung der Morphologie des Herzens, der herznahen Gefäße und der dynamischen Aktivität des Herzens.
  • Es verfeinert durch molekulare Bildgebung die Gewebecharakterisierung und hilft so, unter anderem lebensgefährliche Bindegewebsschwächen frühzeitig zu erkennen.
  • Es erfasst exakter diffuse Schädigungen im Herzen, die bisher nicht korrekt visualisiert werden konnten.

"Die Bilder werden uns mit hoher Wahrscheinlichkeit helfen, vorherzusagen, wie die Krankheit sich entwickeln wird", ist Laura Schreiber überzeugt. Durch diese Vorhersage könne man frühzeitig mit der richtigen Therapie beginnen.

Ähnlich zuversichtlich bewerten die Forscher in Erlangen das Potential des "Magnetom Terra", vor allem bei der Bildgebung des Gehirns: 

  • Bei Parkinson und Epilepsie werden Anomalien in der Gehirnsubstanz besser sichtbar.
  • Bei multipler Sklerose lassen sich Läsionen im Hirn, die zu Lähmungen führen, präziser lokalisieren.

All das sind Voraussetzungen für exaktere und individuellere Therapien bei neurologischen Erkrankungen. Der Begriff "Präzisionsmedizin" fällt hier häufig.

Auch der Nierenexperte der Uni Erlangen, Prof. Mario Schiffer, ist zuversichtlich: Sein Team konnte im 7-Tesla-MRT das signalschwache Natrium im Körper sichtbar machen. Das ermöglicht tiefe Einblicke in die Haut und in die Muskulatur, wo sich solche Salze abgelagert haben. Mit Hilfe des Superscanners können die Ärzte – so die Hoffnung – in Zukunft das Dialysepräparat exakter auf Patienten zuschneiden als bisher. Große Hoffnungen also. 

Mehr Nebenbefunde, mehr Verunsicherung?

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Benjamin Jaworskyj

Im klinischen Alltag werden die Ärzte dann aber auch mit komplexeren Bildern und Informationen konfrontiert. Werden da noch mehr Normabweichungen sichtbar? All die Defekte eines Körpers, die als "Nebenbefunde" bei den Scans ans Licht kommen? Für Prof. Michael Uder ist klar: "Wir werden garantiert mehr finden als bisher." Nebenbefunde mit unklarer Bedeutung können Patienten und auch Ärzte verunsichern. So ist die Gefahr groß, dass bei mehr Auffälligkeiten auch mehr Patienten als nötig erzeugt werden. Wichtig sei deshalb mehr denn je, die Bilder klar fokussiert auf die Fragestellung zu lesen.

Dynamik des Fortschritts

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Ob es eine generelle Ablösung von 3-Tesla durch die teurere 7-Tesla-Technik gibt, sind die Meinungen der Forscher geteilt: Die einen sagen, dies werde wird immer ein Hochleistungsscanner für ausgewählte Kliniken bleiben. Die anderen meinen, wenn Studien den Benefit für die Patienten belegen, müsse diese Technik langfristig jedem Patienten zukommen. Prof. Laura Schreiber ergänzt: "Es wird auch unter Marketing-Aspekten für Kliniken interessant sein, so eine Feldstärke zu haben. Einfach weil der Patient sich wünscht, mit dem besten untersucht zu werden."

Sachzwänge des technischen Fortschritts. Die 7-Tesla-Technik wird sich wohl da rechnen, wo durch exaktere Bilder Therapien präziser und ökonomischer werden. Die Frage, wo sich diese Investition zum Wohle der Patienten wirklich lohnt, bleibt vorerst offen.

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Author: Teresa Miller

Last Updated: 1703227803

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Name: Teresa Miller

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Job: Biomedical Engineer

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